Daniel Lachenmeir - Journal - SS2011
   
 
  Fallbeispiel: needs assesment


 



Das heutige Unternehmen BIONADE GMBH hat einen großen Wandel hinter sich. 1995 geht es aus der PRIVATBRAUEREI PETER GmbH & Co. KG, die seit 1911 im Besitz der Familie Peter-Leipold ist, hervor. Man ist regionaler Bierproduzent. Laut Peter Kowalsky, der seit 1997 Geschäftsführender Gesellschafter des Unternehmens ist, ist die Brauerei „einmal durch den Dreck gegangen“, bevor sich der bahnbrechende Erfolg einstellte.

1995 steht die Brauerei kurz vor dem Bankrott. Deshalb entscheidet sich Peter Kowalsky, dass er professionellen Rat braucht, um das Familienunternehmen zu retten. Er engagiert deshalb einen Instructional Designer- mich. Ich beginne sofort mit der needs analysis.

Zuerst widme ich mich den Mitarbeitern der Brauerei (Mikro-Ebene). Ich beobachte Arbeitsabläufe, um gegebenenfalls Korrekturen vornehmen zu können. Ich komme zu dem Schluss, dass durch die jahrzehntelange Kontinuität der Familie Peter-Leipold ein optimaler Prozessablauf garantiert ist. Hier brauche ich nicht einzugreifen. Als weiteren Schritt beginne ich nun die Werte und Überzeugungen der MA zu ermitteln. Als Instrument zur Informationserfassung wähle ich das Interview. Es stellt sich heraus, dass es Gerüchte rund um einen Bankrott der Brauerei gibt. Daraus resultiert eine große Angst der MA ihren Job zu verlieren. Zudem scheint ihnen der Glaube an das eigene Produkt zu fehlen. Das Klima in der Brauerei sei im allgemeinen aber sehr gut.

Der nächste Schritt für mich ist die Feststellung von Visionen des Familienunternehmens (Makro- Ebene). Im Moment ist alles „business as usual“. Eine klare Richtung, wohin es mit der Brauerei gehen soll, fehlt. Auf der Mega-Ebene hat das Unternehmen enorme Konkurrenz. Bildhaft gesprochen: Brauereien, die Bier nach dem Reinheitsgebot verkaufen, gibt es in Deutschland wie Sand am Meer. Des Weiteren ist das Unternehmen sehr klein. Es wird nicht ernst genommen. Das wiederum macht es schwieriger Kredite bei Banken zu bekommen.


All diese Beobachtungen fasse ich als den Ist-Zustand des Unternehmens auf. Der Soll-Zustand wird in Kooperation mit der Geschäftsführung folgendermaßen festgehalten. Mikro-Ebene:

Die Jobs der MA sollen erhalten bleiben. 

Es soll verhindert werden, dass Gerüchte entstehen.
MA sollen sich mit dem Produkt identifizieren.
Gute Arbeitsatmosphäre soll erhalten bleiben.
Verantwortungsbewusster Umgang mit den Mitarbeitern.

Makro-Ebene:
Das Unternehmen benötigt unbedingt eine Vision.

Mega-Ebene:
Vorgabe: Überleben. Neupositionierung auf dem Markt der Getränkehersteller.

Aufgrund der prekären Lage (Ist-Soll-Abgleich), in der sich die Brauerei befindet, muss ein grundlegender Wandel des Unternehmens erfolgen. Es werden Ideen gesammelt, inwiefern die zuvor beobachteten Lücken geschlossen werden können. Letztendlich stammt diese aus der eigenen Familie und ist ein echter Glücksfall. Dieter Leipold hat eine Vision. In seinem Haus hat er sich ein kleines Testlabor eingerichtet. Dort tüftelt er, oft zum Leidwesen seiner Ehefrau, neben dem Schlafzimmer an einer revolutionären Limonade. Sie wird durch die Fermentation natürlicher Rohstoffe gewonnen. Die Bionade wird geboren. Somit entscheidet sich das Unternehmen eine völlig neue Richtung einzuschlagen.

Ich, als Instructional Designer bin natürlich von Anfang an absolut überzeugt von der Idee einer Bio-Limonade. Ich mache mich sofort an die SWOT-Analyse. 

Stärken:

Bereitschaft etwas zu ändern seitens der Geschäftsführung.
Gute Arbeitsatmosphäre.
Brauerei ist schon vorhanden.
Gut ausgebildetes Personal.

Innovatives Produkt.

Schwächen:
Wenig finanzielle Mittel.
Verunsicherte MA.
Keine Marketingabteilung.
Wenig bis keine Managementerfahrung der Geschäftsführung.

Chancen:
Wachsendes Bio-Bewusstsein der Menschen.
Nischenprodukt im Feld der Limonaden.
Gute Marketingperspektiven.
Umgebung ( Ressourcen von umliegenden Bio-Bauernhöfen verfügbar).

Risiken:
Konkurrenz durch andere Limonadenhersteller.
Fokussierung auf spezielle Zielgruppe.
 

Das Unternehmen erhält eine Vision: Im Zuge der Veränderung unterzeichnet das Unternehmen das „Utopia Changemaker Manifest“, und überführt die dortigen Bestimmungen in eine eigene Vision. Hinter dem Leitspruch „Bionade. Trink was Gutes.“ findet man in dem Manifest z.B. folgendes: „Als verantwortungsbewusstesUnternehmen sehen wir unsere Aufgabe auch darin, den Wert zu steigern, den unser Unternehmen für die Gesellschaft und den Erhalt einer intakten Welt erbringt.“ Zusammen mit der Geschäftsführung werden aus der SWOT-Analyse folgende Maßnahmen abgeleitet:

Umstellung der Produktion von Bier auf Bio-Limonade.
•      “Die Mitarbeiter mitnehmen“, d.h. Überzeugungsarbeit und Transparenz 


über die Veränderungen seitens der Geschäftsführung.
•       Marktanalyse.
Erstellung eines eigenen Marketingkonzepts.
Schulungen für das Management.

 

Heute findet man die Bionade in jeder Bar, die etwas auf sich hält. Durch das Kredo der sozialen Verwantworung und dem ökologischen Handeln ist das Unternehmen zudem Partner und Förderer von Vereinen und Stiftungen, von Projekten für Kinder und Jugendlich in den Bereichen Sport und Gesundheit, Kultur und Umwelt, Natur und Bio-Landbau geworden. Aus der maroden Brauerei ist mit Hilfe eines guten „needs assessments“ und „planning“ ein deutsches Vorzeigeunternehmen geworden.

Für all diejenigen, die sich weiter für das Thema interessieren empfehle ich dieses Video über die Entstehung der Bionade, das Sie über folgenden link erreichen können: 
www.bionade.com/bionade.php/10_de/10_unternehmen

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